Zwiegespräche
Es war mir vergönnt, das Geheimnis zu spüren.
Zu lüften vermochte ich es nicht. Spät nachts war ich mit dem Auto unterwegs. Es regnete in Strömen, und im Laufe einer unheimlichen und endlos lang scheinenden Fahrt erreichten mich ärgerliche Nachrichten. Ich war aufgebracht, wütend und gewiss, dass mich in meiner Verstocktheit nichts und niemand aufheitern könne. Im CD-Player steckte eine erste Version der CD, die Sie in Händen halten. Nicht abgemischt, nicht gemastert. Sie lief nebenher, ungehört, vernachlässigt. Bis zum Lied Nummer 12. Plötzlich erreichten Töne nicht nur mein Ohr, sondern drangen ins Herz. Meine Schwermut wich einer ungeahnten Beschwingt-heit. Die Nachrichten verloren nichts an ihrer Widrigkeit und der Sturm fegte nach wie vor heftig über die nicht enden wollende Strecke, die noch vor mir lag. Äusserlich hatte sich nichts verbessert. Meine innere Welt jedoch veränderte sich mit den Klängen dieses wunderbaren Stückes. Die seltene Mischung von Tiefsinn und Unbeschwertheit liess meine Seele Tränen lachen. Mein Geist war wach, mein Herz angerührt. Himmel und Erde waren wieder verbunden ...
Aus dem Booklet-Text von Rabbi Michael Goldberger